Am Sabbat haben wir den Hochzeitstag von Agnes und Moses gefeiert. Seit fünfzig Jahren sind sie glücklich verheiratet. Auf einem großen Kieselstein war das „Alphabet der Liebe“ aufgezeichnet.
Da Agnes sich spaßeshalber einen Kaktus gewünscht hatte, schenkten wir dem Jubelpaar als Gemeinde die kaktusähnliche Dreikantige Wolfsmilch und schilderten in Analogie dazu die Eigenschaften eines Kaktus:Eine gute Ehe ist wie ein Kaktus. Von außen wirkt er manchmal stachelig, schweigsam und ein bisschen eigen, so wie das Ehepaar Busch, das seit 50 Jahren gemeinsam durchs Leben geht und sich inzwischen mehr über Blicke als über Worte verständigt.
Wer sich jedoch die Mühe macht, genauer hinzusehen, merkt, dass derKaktus lebt, der Wüste trotzt, Wasser speichert und manchmal, völlig unerwartet, in prächtigen Farben aufblüht. Ähnlich verhält es sich mit der Ehe der von Moses und Agnes: Nach all den Jahren in der Hitze des Alltags, durch Dürrephasen der Kommunikation und gelegentliche Sandstürme der Meinungsverschiedenheiten, steht sie da, widerstandsfähig, genügsam, unaufdringlich, und doch voller Leben.
Wenn sie Hand in Hand auf ihrer Bank sitzen und schweigend aufs Abendlicht schauen, könnte man meinen, sie blühen gerade wieder: still, stachelig, aber schön.